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Der Koffer von Hofau

Hofau e.V.

Der Koffer von Hofau

Im Herzen des Bayerischen Waldes, wo die Nebel im Morgengrauen durch uralte Bäume ziehen und das Zwitschern der Vögel die Stille nur sanft durchbricht, liegt das beschauliche Dorf Hofau. Es ist ein Ort, an dem die Zeit langsamer zu laufen scheint. Die Bewohner leben im Einklang mit den Jahreszeiten, den Traditionen – und dem Schützenverein, der das Herz der Gemeinschaft bildet.

Jedes Jahr im Sommer wird dort das Schützenfest gefeiert. Die Schützenkette, ein prunkvoller Orden aus Silberplaketten, von Generation zu Generation getragen, ist das Heiligtum des Vereins. Doch in den letzten Jahren lag sie – kaum würdig – in einer alten Schachtel aus Pappe, mit einem verblichenen Tuch bedeckt. Das sollte sich ändern.

Schlicht und würdevoll, aber mit Seele

Der Vorstand des Schützenvereins trat an einen alten Bekannten heran: Georg Waldner, ein Schreinermeister mit Händen so rau wie Rinde, aber mit einer Seele, die Holz flüstern hört. Georg war bekannt für seine feine Handwerkskunst – nicht aus einem Katalog, sondern aus dem Herzen des Waldes.

image-9-1024x706 Der Koffer von Hofau
Der Schützenketten-Koffer in Eichenholz

„Ein Koffer soll es sein“, sagte der Oberschützenmeister, „aus Eichenholz, schlicht und würdevoll. Kein Prunk – aber mit Seele.“

Georg nahm den Auftrag an.

In den frühen Morgenstunden machte er sich auf den Weg zu einer alten Eiche, die er seit Jahrzehnten kannte – ein Baum, der einst am Rand seines Großvaters Weide stand. Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Respekt wählte er ein umgestürztes Stück Stamm aus, das der letzte Sturm hinterlassen hatte. Das Holz war trocken, hart – und voller Geschichte.

In seiner Werkstatt, die nach Harz und Maschinenöl roch, begann die Verwandlung. Tagelang schnitt, hobelte, schliff und leimte Georg, ohne Hast, mit Bedacht. Er wählte Schwalbenschwanzverbindungen für die Ecken – nicht, weil sie am leichtesten waren, sondern weil sie für ihn die Verbindung zwischen den Zeiten symbolisierten: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.

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Schwalbenschwanzverbindungen für die Ecken

Den Deckel verzierte er außen mit einer feinen Brandmalerei: ein Edelweiß, darunter zwei gekreuzte Gewehre mit Zielscheibe – das Wappen des Vereins. Er kleidete das Innere mit tiefgrünem Samt aus, sodass jede Plakette der Kette einen festen Platz bekam. Eine kleine, eingelassene Messingtafel trug die Gravur: „Für die Ehren der Hofauer Schützen – Handarbeit 2025“.

image-11-1024x755 Der Koffer von Hofau
Details zum Verschluss, Griff und Schwalbenschwanzverbindungen an den Ecken

Ein Koffer – ein Denkmal

Am Tag der Übergabe versammelten sich die Vereinsmitglieder in der alten Schützenhalle. Georg, die Hände noch von Holzstaub gezeichnet, öffnete den Koffer langsam, beinahe feierlich. Ein leiser Raunen ging durch den Raum. Es war mehr als ein Koffer – es war ein Denkmal.

Seit jenem Tag ruht die Schützenkette in Eichenholz. Wenn neue Majestäten gekrönt werden, öffnen sie ihn mit demselben Staunen wie einst. Und manchmal, wenn die Lichter des Festzelts längst erloschen sind, hört man im Dorf erzählen, dass der alte Koffer im Dunkeln leise nach Holz duftet – und nach Stolz.

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Handgemachte Schützenscheiben bestechen durch ihre Individualität, hochwertige Verarbeitung und liebevolle Detailgestaltung – sie sind einzigartige Kunstwerke, die Tradition, Handwerkskunst und persönliche Geschichten miteinander verbinden.

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